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Fahrradmuseum Retz

Spät am Abend im eiskalten Februar traf ich Fritz Hurtl, Besitzer des Fahrradmuseums Retz in Niederösterreich. Gleich vorweg: für einen Steirer ist es eine ganz schön weite Anreise, Retz liegt an der tschechischen Grenze. Aber es zahlt sich aus.
Das Museum liegt im restaurierten Keller eines Schlosses, ist stilvoll eingerichtet, viele Plakate und Accessoires umrunden ca. 80 Fahrräder, von der Laufmaschine bis hin zu Rennrädern. Besonders österreichische Räder findet man in der Sammlung – natürlich Steyr, Styria und Puch, ein paar unbekanntere wie Burg, Jacobi oder Miesenböck, aber auch deutsche, tschechische und französische Räder stehen in den Räumlichekeiten und – und das ist besonders fein – man kann zu jedem Rad hingehen und kommt auch mal hinter das Rad – keine Absperrungen halten einen fern, z.B. eine Rahmennummer aufzuschreiben. Fritz Hurtl ließ mich das auch machen 🙂
 Er erklärt einem auch gerne zu jedem einzelnen Fahrrad die dazugehörige Hintergrundgeschichte, wo es herkam, wie es gefunden wurde, was dran passt und was nicht… und da gibts ein paar witzige Geschichten zu hören.
Man sollte sich also schon etwas Zeit nehmen für das Museum, und wohl auch für den Ort, von dem Fritz Hurtl sagt er wäre sehr sehenswert. Ich sah davon leider gar nichts, es war stockdunkel, bitterkalt und 22.30 Uhr, als ich wieder heimfuhr.
Fritz Hurtl
Verein “ ’s Fahrradl im Schloss“
Schlossplatz 5
A-2070 Retz
Österreich / Austria
Tel: 0664/ 6431791
Ein vermutlich englisches Tricycle, netter, originaler Zustand. EIn wenig verloren zwischen den Werbetafeln.
Ein bischen plumper Boneshaker.
Die schönste Laufmaschine die ich kenne: Burg aus Wien. Gefunden hier im Schloss.
Unbekanntes Rennhochrad, nicht mehr original.
Ein verstümmeltes Michaux Tretkurbelrad.
Goldschmidt & Pirzer, Neumarkt, im originalen Fundzustand. Die späteren Express-Werke.
Bayliss & Thomas. Das schönste Hochrad im Museum.
Bayliss & Thomas, Coventry, sehr schöner Zustand.
Ein Hobby Horse. Original oder Fälschung?
Crawford, USA, ca 1898, schöner Zustand.
Quirin Miesenböck, Bruck an der Mur. Die Adresse findet sich noch immer, ob es die Firma noch gibt konnte ich noch nicht herausfinden.
Quirin Miesenböck, Bruck an der Mur.
Opel-Radballfahrrad
Ein Jacobi Rad aus Wien, vermutlich von Greger.
Ein Es-Ka, hinten mit interessanter Monotube-Gabel oben.
Ein Meteor Rad aus Graz, vermutlich aus der Produktion von Carl Franz oder Ernest Simson.
Dürkopp Diana, ca. 1897.
Dürkopp Diana, ca 1897, vermutlich in Wien gebaut, bevor Dürkopp seine Fahrradproduktion 1902 von Wien nach Graz verlegte.
Ein Panzer Rad, vermutlich ebenfalls aus Wiener Produktion.
Sehr schön und interessant ist auch dieses Rad: Ein Karl Wokrina aus Znaim, heute Znojmo in CZ. Vermutlich ein frühes Vollscheibenrad, Tretlager ist verkehrt eingebaut. Schöne Belege zu dem Rad und Karl Wokrina, der ein fleissiger Tourenfahrer und Händler war finden sich im Museum.
Karl Wokrina, Znaim
Schöne Details findet man an diesem Rad, wie z.B. die Befestigung der Tretscheibe.
Schönes Schild, aber auch zu beachten: der Feststeller-Hebel.
Karl Wokrina war der größte Fahrradhändler Znaims, einer Stadt die heute 35.000 Einwohner hat.
Der Meister himself auf dem eigenen Rad.
Karl Wokrina und seine Tourenfahrten
Und ein letztes Rad und zugleich Rätsel noch: Ein Hebelrad. Der Mechanismus der Hebel und der Tretscheibe schauen um einiges älter aus als der Rahmen des Rades, der auch schon einiges mitgemacht hat so wie er aussieht. Auch passt das Fahrrad nicht mit den daneben hängenden Kopien alter Hebelrad-Werbungen zusammen. Wer weiß mehr?
Der Hebelmachanismus
Interessante Konstruktion in wildem Rahmen.
Zeitgenössische Werbung eines Hebelrads.