Steyr Waffenrad M10 / 1912

1906 bestellte das KuK Reichskriegsministerium (RKM) bei verschiedenen österreichischen Fahrradproduzenten Muster-Klappräder. Nachdem Puch und andere Produzenten mit ihren Mustern ausgeschieden waren wurde Mr. Rossi aus Italien, der Erfinder der Rossi-Melli Klappräder der italienischen Armee eingeladen ebenfalls ein Klapprad für die KuK Armee zu präsentieren. Er baute dafür 2 Muster und schickte diese nach Österreich.

Das RKM testete auch seine Räder, sie gefielen – und so schickte das RKM diese beiden Musterräder an die noch im Rennen verbliebenen österreichischen Fahrradfabriken Styria Fahrradwerke und Steyr Waffenfabriksgesellschaft damit sie sich von Rossi was abschauen konnten 🙂

1907 war es dann soweit, Muster-Klappräder aus Steyr und Graz wurden an das RKM gesendet. Diese wurden intensiv getestet und einigen Änderungen unterzogen (zum Beispiel wurde der Rahmen geändert damit das Tretlager mehr Abstand zum Boden hatte und das Tragesystem geändert). Danach bestellte das RKM die ersten Klappräder – 13 Stück bei Styria in Graz und 14 Stück bei Steyr Waffenrad.

Voraussetzung für die beiden Produzenten war dass ihre Klappräder sich im Großen und Ganzen sehr ähnlich sein mussten. Nur wenige Teile wie Tretscheibe oder Bremse waren unterschiedlich. Anscheinend zogen die Steirer bei den Styria Fahrradwerken bald den kürzeren denn die Folgebestellungen gingen alle nach Steyr.

Das Steyr Waffenrad Klapprad M10 wurde bis 1916 gebaut, dann folgte das M16. Nach dem ersten Weltkrieg wurden keine Klappräder mehr für das RKM produziert.

Das M10 ist im Gegensatz zu vielen anderen klappbaren Militärrädern mit 28 Zoll Rädern bestückt und hat auch einen klappbaren Lenker. Wie die zivilen Steyr Waffenräder dieser Zeit hat es ebenfalls einen geätzten Rahmen mit dem Waffenrad-Schriftzug am Oberrohr, nur wegen des Klappmechanismus nach vorne versetzt. Warum sollten die KuK Truppen auf die Schönheit einer Ätzung verzichten? 🙂 Auch die Steyr-Lenkersperre und andere typische Details finden sich am Rad.

Der Lenker, natürlich mit dem patentierten Steyr Bremsmechanismus versehen, ist ein Klapplenker sehr ähnlich dem italienischen Rossi-Melli Lenker. Vermutlich hat Steyr diese Lenker in Lizenz gebaut. Der Antrieb ist des Rads ist ohne Freilauf, alle M10 bis 1916 wurden so gebaut. Original hatte das M10 40 Speichen in beiden Laufrädern. Im Gegensatz zum gebräuchlichen Schwarz der Räder dieser Zeit war das m10 beige lackiert, anscheinend gab es auch eine hellgrüne Version, zumindest das Styria Klapprad im Technischen Museum in Wien hat diese Farbe (dieses Rad wurde dem Museum 1915 von den Styria Fahrradwerken geschenkt). Alle blanken Teile wurden brüniert, nicht vernickelt.

Um das Rad am Rücken zu tragen gab es zwei Tragegurte, mit denen das zusammengeklappte Rad am Rucksack oder Tornister des Soldaten befestigt wurde.

Die KuK Armee hatte im Jahr 1911 vier Radfahrer Kompanien:

Feldjäger Bataillone:
Nr 11 Gradisca
Nr 20 Cormons
Nr 24 Rovigno
Nr 29 Monfalcone

Jede dieser Kompanien besteht aus drei Stutzenzügen und einem Rad-Maschinengewehrzug zu je 2 Maschinengewehren, System Schwarzlose. Hier werden alle Bestandteile (die Schutzschilde fehlen) die sonst auf Tragetieren (Pferde, Maultiere) verpackt sind, auf Fahrrädern durch die Mannschaften transportiert.

In so einem Zug gibt es:

Gewehrfahrer
Gewehr-Reservefahrer
Gestellfahrer
Gestell-Reservefahrer
Requisitenfahrer
Wasserbehälterfahrer

Ausgerüstet sind die Fahrer mit den Klapprädern der Steyr Waffenfabrik und Repetierstutzen

(aus dem Prager Tagblatt 1911)

Munitions- und Wasserbehälterfahrer, Gestell-Fahrer und Maschinengewehr-Fahrer

KuK Radfahrer-Kompanie Cormons 1913